Uber

Uber wurde 2009 als Limousinenservice in San Francisco gegründet und hat seinen Unternehmenssitz mittlerweile in Amsterdam. [1] [2], Der Wert des Unternehmens wird in einer aktuellen OECD-Studie auf 51 Milliarden US-Dollar geschätzt[3]. Mittlerweile ist Uber weltweit an 502 Standorten vertreten. Der Unternehmensgegenstand von Uber besteht nach eigener Auffassung darin, als Onlineplattform Fahrdienstleistungen zu vermitteln. KundInnen übermitteln einen konkreten Beförderungswunsch, Uber vermittelt einen/eine FahrerIn.[4]

 

In Österreich bietet Uber zurzeit UberX (Vermittlung von Mietwagenunternehmen), UberBLACK (Limousinenservice) und UberVAN an. Neben diesen Fahrdienstleitungen, in denen Uber mit Mietwagenunternehmen zusammenarbeitet, an die Uber potentielle KundInnen vermittelt, wird in Wien seit Mitte Dezember auch UberEATS angeboten.[5]

 

Die Kommunikation erfolgt dabei in der Regel über eine Applikation, die von Uber entwickelt wurde. KundInnen laden die Uber-App auf ihr Smartphone oder registrieren sich bei Uber.com.[6] Sobald die App gestartet wird, können KundInnen einen Fahrtwunsch bekannt geben. Uber ermittelt einen vorläufigen Fahrtpreis und den Vornamen eines Fahrers/einer Fahrerin, sowie Details zum Fahrzeug[7]. Nachdem die Transportfahrt abgewickelt wurde, belastet Uber automatisch die bei der Registrierung angegebene Kreditkarte mit dem Fahrtpreis.[8] In einer folgenden E-Mail[9] erhalten die KundInnen, die konkret zurückgelegte Fahrtroute sowie das Datum und die Anfangs- bzw. Endzeit der Fahrt. Die KundInnen werden daraufhin aufgefordert, eine Bewertung des Fahrers/der Fahrerin abzugeben.

 

FahrerInnen erhalten von Uber ebenfalls eine Applikation zur Verfügung gestellt, über die sie alle relevanten Aufträge von KundInnen,[10] die Fahrtrouten zu diesen und zum gewünschten Zielort erhalten.[11]  Nach Abschluss der Fahrt werden die FahrerInnen ebenfalls aufgefordert, den Fahrgast zu bewerten. Das von den KundInnen zu entrichtende Entgelt wird von Uber festgelegt. Es richtet sich nach der Distanz der Fahrtstrecke sowie der aktuellen Marktlage. Uber ist für die Zurverfügungstellung der digitalen Infrastruktur am Umsatz mit einem Anteil zwischen 20 und 30 Prozent beteiligt.[12]

 

Seitens Uber wird festgehalten, dass es sich bei dem Unternehmensgegenstand lediglich um eine durch mobiles Internet verfügbare Vermittlung von Transportfahrten zwischen den FahrerInnen bzw. den MietwagenunternehmerInnen und den potenziellen KundInnen[13], handelt. Was den Beförderungsvertrag selbst betrifft, argumentiert Uber, nicht Vertragspartei zu sein.[14] Die FahrerInnen bzw. Beförderungsunternehmen erbringen die Leistung für die KundInnen, mit denen sie im eigenen Namen einen Vertrag schließen.

 

Das Unternehmenskonzept Uber veranschaulicht, wie weit die internetbasierte Digitalisierung sämtlicher Steuerungsprozesse eine grenzüberschreitende Arbeitsorganisation ermöglicht. Ihr Verhältnis zu nationalen gesetzlichen Regelungen und Institutionen zeigt, dass das Geschäftsmodell nicht auf eine schrittweise Veränderung, sondern auf disruptive Innovation des Marktes ausgerichtet ist.[15] Bestehende und entgegenstehende nationale Marktstrukturen und Institutionen sollen nicht verändert, sondern verdrängt werden. Dabei profitiert das grenzüberschreitende Unternehmenskonzept vom gegenwärtigen Verharren der politischen Institutionen und AkteurInnen in nationalen Strukturen. Das Unternehmenskonzept als eine auf die Digitalisierung bauende Organisation von Arbeit ist jedoch universell ausgerichtet und es wird darauf abgezielt, dieses in möglichst vielen Staaten zu etablieren. Das Unternehmens- und Organisationskonzept konstruiert ein in sich geschlossenes Verarbeitungs- und Produktionssystem, das eine solitäre, zentrale Überwachung sämtlicher relevanter Verarbeitungsabläufe von der Anmeldung in der App bis hin zur Abrechnung des Fahrtpreises durch Uber ermöglicht.

 

Ohne die einzelnen Komponenten in die Unternehmensorganisation einzubinden, hat Uber damit eine möglichst weitgehende Kontrolle über alle Schritte der Organisation von Transportdienstleistungen. Uber profitiert in seinem Wachstumsprozess von den niedrigen Grenzkosten seines Produkts, nämlich der neuartigen, plattformbasierten Organisation von Transportdienstleistungen, die auf eine Vielzahl von vermeintlich selbständigen LeistungserbringerInnen aufbaut, die straff organisiert und in ihrer Leistungserbringung auch stark kontrolliert werden.

 

Ab dem Zeitpunkt, zu welchem die Entwicklungskosten des Geschäftsmodells refinanziert sind, kann Uber damit zu relativ niedrigen, weiteren Investitionskosten ein Vielfaches von potenziellen KundInnen und Arbeitskräften[16] bündeln. Diese niedrigen Grenzkosten lassen eine Ausrichtung auf expansives Wachstum vermuten, um weitere Märkte zu erschließen.

 

Was die ArbeitnehmerInneninteressen betrifft, ermöglicht es die internetbasierte, digitale Arbeitsorganisation einem Unternehmen zum ersten Mal in der geschichtlichen Entwicklung, Arbeitskräfte durch lückenlose Kontrolle in einem bis dato noch nie dagewesenen Ausmaß zu bündeln, ohne ihnen dadurch gleichzeitig Räume zur Emanzipation bzw. Organisation ihrer Eigeninteressen zu eröffnen. Um die durch die digitale Organisation bewirkte Isolation und Vereinzelung der MitarbeiterInnen von Internetplattformen zu durchbrechen, bedarf es einer durch die öffentliche Hand geförderten Einrichtung betriebsextern organisierter, plattformbasierter Formen der betrieblichen Mitbestimmung für die beschäftigten ArbeitnehmerInnen.

 

Für transnationale Unternehmenskonzepte müssen transnationale Regelungssysteme entwickelt werden, um eine Destabilisierung des Marktes und seiner TeilnehmerInnen sowie der nationalen politischen Institutionen und ihrer BürgerInnen zu verhindern. Die marktwirtschaftlichen Erscheinungsformen der digitalen Unternehmensplattformen müssen einer kritischen Analyse in Hinblick auf die sich dadurch ergebenden ökonomischen und sozialen Risiken unterzogen werden. Diese Maßnahmen bedürfen einer noch weitergehenden Schärfung, umfassenderen Beurteilung und Ergänzung, um einer weltweit fortschreitenden Segmentierung der Arbeitsmärkte und einer zunehmenden Prekarisierung der Gruppe der unselbständigen Erwerbstätigen entgegenzuwirken. Der Verlust geordneter Marktstrukturen als Basis für nachhaltige Erwerbsbedingungen für diese Gruppen, die in ihrer Gesamtheit die staatlichen Gemeinwesen finanzieren und tragen, wird nicht ohne Konsequenzen für deren zukünftigen Fortbestand bleiben. Nachhaltige Ordnungskonzepte müssen erst noch entwickelt werden  aber sie müssen bald gefunden werden. Die Zeit drängt.

 

[1] Thorsten Schröder, Die UBER-Flieger, in Zeit Online vom 12.02.2014 (27.12.2016).

[2]  Rechnung von UBER B.V., ausgestellt am 28.06.2016.

[3] OECD, New Form of Work in the Digital Economy (2016) 7; verfugbar unter http://www.oecd-ilibrary.org/fr/scienceand-technology/new-forms-of-work-in-the-digital-economy_5jlwnklt820x-en;jsessionid=25vou7x25df46.x-oecd-live-03 (06.12.2016).

[4]  www.UBER.com/ride/ (04.08.2016); die Information wurde mittlerweile geloscht.

[5]  https://de.wikipedia.org/wiki/UBER_(Unternehmen) (27.12.2016).

[6]  Laufer, Fahrradboten: Essenszustellung unter prekaren Verhaltnissen, Der Standard vom 03.01.2017, http://derstandard.at/ 2000050035297/Fahrradboten-Essenszustellung-unter-prekaeren-Verhaeltnissen (23.01.2017).

[7]  https://www.uber.com/de-AT/ride/how-uber-works/ (27.12.2016).

[8]  https://www.uber.com/de-AT/ride/how-uber-works/ (27.12.2016).

[9]  Personliche Erfahrung des Verfassers bei einer Fahrt am 05.07.2016.

[10]  https://www.uber.com/de-AT/drive/partner-app/ (27.12.2016).

[11]  https://www.uber.com/de-AT/drive/partner-app/ (27.12.2016).

[12]  Strube in Stary, Digitalisierung der Arbeit (2016) 57.

[13]  https://www.uber.com/legal/term/at (29.12.2016).

[14]  https://www.uber.com/legal/terms/at (27.12.2016).

[15]  Staab, Falsche Versprechen – Wachstum im digitalen Kapitalismus (2016) 32.

[16] Laut OECD, New Forms of Employment in the Digital Economy 16, arbeiten in den USA 160.000 FahrerInnen, in Großbritannien 25.000 FahrerInnen und in Frankreich 14.000 FahrerInnen fur UBER.

 

Alle Infos gibt es hier kostenfrei: http://www.gig-economy.at/