Gig-Economy

Der Einsatz von Crowdwork beabsichtigt eine Just-in-time-Organisation von Arbeit, die das Risiko unproduktiver Zeiten möglichst auf die Arbeitenden selbst verlagert. Arbeit soll nur dann bezahlt werden, wenn sie tatsächlich geleistet wird. Das führt zu einer Zerschlagung, ja geradezu zu einer Atomisierung bislang durchgängiger Arbeitsverhältnisse. In einer extremen Ausformung würden von „digitalen TagelöhnerInnen“ nur noch punktuelle kurzfristige Leistungen erbracht und dann auch nur diese bezahlt werden.[1] Dieser Aspekt wird mit dem Begriff der Gig-Economy plastisch beschrieben. Es wird damit Bezug genommen auf die Art und Weise, wie viele MusikerInnen arbeiten, nämlich in Form einzelner kurzer Auftritte  Gigs. Dies ist eine Wirtschaftsordnung bzw. ein Teil einer solchen, in der befristete Verhältnisse die Norm sind und in welcher Unternehmen die Leistungserbringung für sich nur noch über kurzfristige Verträge organisieren. Die dort tätigen Personen bestreiten dann ihren Lebensunterhalt mit einem Mix solcher oft sehr unterschiedlicher Vertragsverhältnisse.

 

Die Gig-Economy zeichnet sich dadurch aus, dass zwischen die LeistungserbringerInnen, die CrowdworkerInnen und die LeistungsempfängerInnen eine Crowdsourcing-Plattform geschaltet ist, die wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen und den Ablauf der Leistungserbringung nimmt.

 

[1] Risak, What’s law got to do with it? (Arbeits-)Rechtliche Aspekte plattformbasierten Arbeitens, Kurswechsel 2/2016, 32 (33); vgl das Szenario bei Beck, Schöne neue Arbeitswelt 28, 102, der noch ohne Bezugnahme auf Crowdwork von einer Brasilianisierung des Westens spricht und darstellt wie aus einer Arbeitsgesellschaft eine Risikogesellschaft wird

 

Alle Infos zum Thema hier kostenlos: www.gig-economy.at

Crowdworking

Als Arbeitsdefinition von Crowdwork soll die – leicht abgeänderte – Definition des Eurofound-Berichts[1] dienen:

 

Crowdwork ist eine Arbeitsorganisationsform, bei der Internetplattformen verwendet werden, um Organisationen oder Individuen Zugang zu einer undefinierten und unbekannten Gruppe von Personen zu ermöglichen, die auf dieser Plattform bestimmte Probleme lösen oder bestimmte Dienstleistungen oder Produkte im Austausch gegen Entgelt bereitstellen.

 

Neben den beiden Bestandteilen Crowd und ArbeitgeberInnen, ist der Prozess der Arbeitsleistung der Hauptbestandteil von Crowdwork. Er beschreibt die Durchführung von Crowdprojekten. Eine Entlohnung im herkömmlichen Sinne ist in diesem Fall nicht möglich. Wenn eine potenziell unbegrenzte Masse an Personen unterschiedlichster Qualifikationen um begrenzte Mittel für die Erledigung von Arbeiten konkurriert, bleiben nur wenige Möglichkeiten, diesen Prozess dennoch gewinnbringend zu führen:

 

  • Entweder erhalten alle TeilnehmerInnen eine außerordentlich geringe Entlohnung für jede erledigte Aufgabe

oder

  • es gibt einen Wettbewerb, in dem nur ein/eine GewinnerIn oder wenige GewinnerInnen eine Entlohnung erhalten.[2]

 

Die Ausgestaltung der Crowdwork-Prozesses ist grundsätzlich je nach Plattform sehr unterschiedlich. Grundlegend lassen sich Crowdworkabläufe jedoch in Microtasking und wettbewerbsbasiertes Crowdworking unterteilen.

 

[1] Die Definition von Crowd Employment nach Eurofound lautete: „Crowd employment is an employment form that uses an online platform to enable organisations or individuals to access an indefinite and unknown group of other organisations or individuals to solve specific problems or to provide specific services or products in exchange for payment.Eurofound, New forms of employment 107. Diese Definition beruht auf den Arbeiten von Green et al, CrowdEmploy Crowdsourcing Case Studies: An Empirical Investigation into the Impact of Crowdsourcing on Employability (2013); Saxton et al, Rules of Crowdsourcing: Models, issues and systems of control, Information Systems Management, Vol 30/1 2ff; Papsdorf, Wie Surfen zu Arbeit wird 69.

[2] Schmidt in Benner, Crowdwork 373.

 

Alle Infos zum Thema: Crowdwork (Johannes Warter)

Was ist „Zukunft der Arbeit“?

Die fortschreitende Digitalisierung bringt massive Auswirkungen auf alle Lebensbereiche mit sich – nicht zuletzt auch auf die Arbeitswelt. Es wäre naiv zu behaupten, diese Transformation könnte noch aufgehalten oder gar rückgängig gemacht werden, aber dennoch braucht sie aktive Gestaltung. Es geht darum diese (R)Evolution im Sinne der ArbeitnehmerInnen mitzugestalten und Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch im digitalen Zeitalter gerechte und gute Arbeitsbedingungen gewährleisten. Um aufzuzeigen welche Aspekte und Gestaltungsparameter hierbei für die ArbeitnehmerInnen von Bedeutung sind, hat der ÖGB-Verlag den Themenschwerpunkt „Zukunft der Arbeit“ ins Leben gerufen.

 

Die ersten Publikationen zum Themenschwerpunkt sind bereits erschienen und können hier versandkostenfrei bestellt werden:

 

Außerdem werden unter www.gig-economy.at in regelmäßigen Abständen vollständige Kapitel aus dem gleichnamigen Werk publiziert und kostenfrei zur Verfügung gestellt!