InnoCentive

InnoCentive[1] ist eine vom Pharmakonzern Eli Lilly gestartete Innovationsplattform, bei der AuftraggeberInnen verschiedene Aufgaben oder Problemstellungen posten können und freiwillige „Solver“ sich bemühen, die geposteten Probleme zu lösen. Obwohl viele der teilnehmenden Unternehmen es sich leisten könnten, Teams von VollzeitforscherInnen anzustellen, ist es für sie günstiger, Innovationswettbewerbe abzuhalten.[2] Das Besondere an InnoCentive ist, dass ausschließlich äußerst komplexe Probleme der Bereiche Wirtschaft, Soziales, Politik, Wissenschaft und Technik gepostet werden. Die registrierte Crowd ist dementsprechend gut gebildet und mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Die Plattform behauptet von sich selbst: „We crowdsource innovation solutions from the world’s smartest people.“ [3]

 

Beeindruckend sind auch die Zahlen und bisherigen Erfolge. Derzeit sind 355.000 Solver aus 200 Nationen registriert. Die ausgeschriebenen Siegerpreise reichen von USD 5.000,00 bis zu über USD 1.000.000,00, abhängig von der Komplexität und Natur der Aufgabe. Über 1.650 Aufträge wurden bereits auf die Plattform gestellt und insgesamt mehr als USD 40.000.000,00 an Preisgeld in Aussicht gestellt. Bei Premiumaufträgen beträgt die Erfolgsrate über 85 Prozent.[4]

 

„merlrennes“ etwa ist ein Topsolver auf InnoCentive. So werden Personen genannt, die in einem Jahr entweder mehr als USD 50.000,00 verdienen oder mehr als drei Aufgaben gelöst haben. „merlrennes“ hat – wie die anderen 9 der 11 Topsolver aus 2009 – in einer Naturwissenschaft promoviert, ist mittleren Alters und arbeitet an einer französischen Universität als Atomphysiker. 2007 hat er beispielsweise eine Methode entwickelt, mit der man Rost chemisch und berührungsfrei feststellen kann sowie eine innovative Möglichkeit zur Einkapselung von Schwefel erfunden.[5] Voraussetzung, und das wird stets in der Problembeschreibung ausdrücklich erklärt, ist, dass der Einreicher Inhaber der Immaterialgüterrechte seiner eingereichten Lösung ist und diese Rechte nach Zuschlag und gegen Zahlung des Entgelts an die AuftraggeberInnen überträgt. Das „Challenge Center“ dient dabei als Bindeglied zwischen dem Solver und dem Seeker. Dem Solver wird eine Reihe von Aufgaben angezeigt, wobei er diese mittels Kategorien unterteilen kann.[6]

 

InnoCentive wirbt damit, dass AuftraggeberInnen durch InnoCentive auf die weltweit kreativsten und klügsten Köpfe zugreifen können. Zusätzlich können sie auch Entwicklungskosten und wirtschaftliche Risiken senken, indem letzten Endes nur für Ergebnisse gezahlt werden muss,[7] frei nach dem Slogan von InnoCentive: „Pay For Success – Not Trial and Error!“ [8]

 

[1] https://www.innocentive.com/ (29. 10. 2014).

[2] Cohen, United States of Crowd Workers, in Benner (Hrsg), Crowdwork – zurück in die Zukunft (2014) 303 (309 f).

[3] https://www.innocentive.com/about-innocentive/corporate-info (5. 1. 2016).

[4] https://www.innocentive.com/about-innocentive/facts-stats (5. 1. 2016).

[5] Papsdorf, Wie Surfen zu Arbeit wird 42.

[6] https://www.innocentive.com/ar/challenge/browse (5. 1. 2016).

[7] Papsdorf, Wie Surfen zu Arbeit wird 44.

[8] http://www.innocentive.com/innovation-solutions/government-innovation (5. 1. 2016)

 

Der Text ist ein Auszug aus dem Buch „Crowdwork“ von Johannes Warter – hier versandkostenfrei zu bestellen