Eine der größten und bekanntesten Plattformen für Grafikdesign ist 99design. Dieses Unternehmen, erreichbar unter anderem auch unter einer österreichischen Domain,[1] lässt Logos, Illustrationen und sogar ganze Websites für Unternehmen mittels Wettbewerbe erstellen. Inzwischen verzeichnet die Plattform eine Crowd von etwa 300.000 DesignerInnen.[2]
Auf der Plattform 99Design ist die zentrale Prozessgestaltung der Wettbewerb. Zunächst müssen die AuftraggeberInnen eine Beschreibung erstellen, in der sie die Anforderungen an das Design und ihre Informationen darlegen. Danach sind verschiedene Wettbewerbstypen auszuwählen. Dabei erfolgt eine Staffelung nach Preisen. Für den Wettbewerbstyp Bronze, der am günstigsten ist, erhält man eine Anzahl von 30 verschiedenen Designs von guten DesignerInnen. Beim Wettbewerbstyp Silber erhält man eine höhere Anzahl an Logos von besseren DesignerInnen. Beim Wettbewerbstyp Gold erhält man die meisten Designs zur Auswahl. Bei der Platin-Version sind nur die besten DesignerInnen teilnahmeberechtigt (vgl Abbildung 19).
Nach Inserierung werden die Designs eingereicht. Die AuftraggeberInnen können den DesignerInnen Feedback geben und die Vorschläge bewerten, damit die DesignerInnen ihre Entwürfe entsprechend den Wünschen der AuftraggeberInnen verbessern können.
Abschließend wird in einer „Finalrunde“ ein/eine GewinnerIn ausgewählt. Mit diesem/dieser kommt ein Vertrag über die Übertragung der Nutzungsrechte zustande und der/die AuftraggeberIn kann das Design verwenden. Die anderen Einsendungen gehen leer aus, allerdings dürfen die nicht entlohnten Entwürfe gemäß der AGB auch nicht verwendet werden.
99design zeichnete sich bislang durch stetiges Wachstum aus. Bis November 2015 hatte die Plattform mehr als 460.000 Wettbewerbe abgehalten und dafür mehr als USD 115.000.000,00 ausgeschüttet. Das klingt zunächst viel, bedeutet aber, dass im Durchschnitt pro Wettbewerb nur etwa USD 250,00 ausbezahlt wurden.[3] Dieser Betrag ist nach Schmidt schon für ein einziges Logo sehr gering. Wenn nun im Schnitt auf der Plattform pro Wettbewerb 116 Logos eingereicht wurden, bedeutet das eine durchschnittliche Auszahlung von etwa USD 2,00 oder umgerechnet etwa EUR 1,80 vor Steuern.[4]
Problematisch ist dabei allerdings, dass die Entlohnung eher Lotteriecharakter hat und sich die AuftraggeberInnen auch entschließen können, gar nicht zu zahlen.[5] Demgegenüber streicht die Plattform pro erfolgreich abgeschlossenem Wettbewerb eine Vermittlungspauschale zwischen 40 und 45 Prozent des ausbezahlten Entgelts ein, ohne am Kreations- und Produktionsprozess beteiligt zu sein oder anderweitig in der Verantwortung zu stehen und Risiko zu tragen.[6]
[1] Siehe dazu www.99designs.at (5. 1. 2016).
[2] Schmidt in Benner, Crowdwork 378.
[3] Vgl http://99designs.at/, Daten abgelesen am 8. 11. 2015.
[4] Schmidt in Benner, Crowdwork 378 f.
[5] Dies bei dem standardmäßigen Prepaid-Wettbewerb, allerdings nur bevor die Finalrunde begonnen hat.
[6] Schmidt in Benner, Crowdwork 379.
Der Text ist ein Auszug aus dem Buch „Crowdwork“ von Johannes Warter – hier versandkostenfrei zu bestellen
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