In seiner ersten Definition des Phänomens Crowdsourcing schrieb Howe in seinem Beitrag im Technikmagazin WIRED: „Crowdsourcing ist die von einer Firma durchgeführte Auslagerung von einst bezahlter Arbeit mittels eines offenen Aufrufs an eine große, nicht näher definierte Masse von Internetnutzern.“[1] Der Begriff „Crowdsourcing“ ist eine Wortschöpfung aus den Begriffen „Outsourcing“ und „Crowd“. Unter dem wirtschaftlichen Begriff des „Outsourcings“ versteht man die „Verlagerung von Wertschöpfungsaktivitäten des Unternehmens auf Zulieferer.“[2] „Crowd“ meint eine Masse oder Vielzahl an Menschen.[3] Durch diese Wortzusammensetzung wird bereits der wichtigste Unterschied zur gewöhnlichen Auslagerung ersichtlich. Beim Crowdsourcing wird im Gegensatz zum Outsourcing keine Aufgabe an einen Dritten ausgelagert, sondern die Auslagerung an eine undefinierte Anzahl von Menschen – die Crowd – adressiert.[4]
In seiner ursprünglichen Definition[5] verstand Howe Crowdsourcing noch als Konzept ausschließlich für Unternehmen.[6] Mittlerweile wurde erkannt, dass auch andere Institutionen oder Privatpersonen Crowdsourcing betreiben können. Der überarbeitete Definitionsansatz von Howe lautet: „Crowdsourcing is the act of taking a job traditionally performed by a designated agent (usually an employee) and outsourcing it to an undefined, generally large group of people in the form of an open call.“[7]
Juristische und betriebswirtschaftliche Risiken werden ausgelagert, die positiven Ergebnisse hingegen werden privatisiert. Zwischen den AuftraggeberInnen und der arbeitenden Masse bestehen ein Machtgefälle und eine Informationsasymmetrie. Gearbeitet wird zwar freiwillig, aber entsprechend den Anweisungen der AuftraggeberInnen. Die Crowd ist somit nicht durch eine Community organisiert, sondern folgt den konkreten zeitlichen, inhaltlichen und formalen Vorgaben der CrowdsourcerInnen oder der PlattformbetreiberInnen.
[1] Übersetzung von Schmidt in Benner, Crowdwork 371; Originalzitat von Howe: „Simply defined, crowdsourcing represents the act of a company or institution taking a function once performed by employees and outsourcing it to an undefined (and generally large) network of people in the form of an open call.“ Abrufbar unter http://crowdsourcing.typepad.com/cs/2006/06/crowdsourcing_a.html (5. 1. 2016).
[2] Siehe Voigt/Lackes/Siepermann, Springer Gabler Verlag (Hrsg), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Outsourcing, online im Internet: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/54709/outsourcing-v10.html (22. 10. 2015).
[3] Siehe Oxford English Dictionary, Stichwort: Crowd, online im Internet: http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/crowd (22. 10. 2015). Howe, Webblog, online im Internet: http://www.crowdsourcing.com/ (5. 1. 2016). „Crowdsourcing beschreibt die Auslagerung von Jobs, die traditionell von festgelegten Akteuren (normalerweise internen MitarbeiterInnen) durchgeführt werden, an eine unbestimmte und zumeist große Gruppe an Leuten über einen offenen Aufruf.“ Übersetzung von Leimeister/Zogaj, Neue Arbeitsorganisation 18 FN 4.
[4] Leimeister, Crowdsourcing, in Zeitschrift für Controlling und Management 2012, 388.
[5] „Simply defined, crowdsourcing represents the act of a company or institution taking a function once performed by employees and outsourcing it to an undefined (and generally large) networkof people in the form of an open call.“ Howe, Crowdsourcing: A Definition, 2006, abrufbar unter http://crowdsourcing.typepad.com/cs/2006/06/crowdsourcing_a.html (5. 1. 2016). „Crowdsourcing ist die von einer Firma durchgeführte Auslagerung von einst bezahlter Arbeit mittels eines offenen Aufrufs an eine große, nicht näher definierte Masse von Internetnutzern.“ Übersetzung von Schmidt in Benner, Crowdwork 371.
[6] Leimeister/Zogaj, Neue Arbeitsorganisation 18; mwN.
[7] Howe, Webblog, online im Internet: http://www.crowdsourcing.com/ (5. 1. 2016). „Crowdsourcing beschreibt die Auslagerung von Jobs, die traditionell von festgelegten Akteuren (normalerweise internen MitarbeiterInnen) durchgeführt werden, an eine unbestimmte und zumeist große Gruppen Leuten über einen offenen Aufruf.“ Übersetzung von Leimeister/Zogaj, Neue Arbeitsorganisation 18 FN 4.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „Crowdwork“ von Johannes Warter – Hier versandkostenfrei bestellen